Sonntag, 22. Februar 2015

... durch die Nacht gehetzt

Schriftlesung: 5.Mose 8,11-19
So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst.
12 Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst
13 und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt,
14 dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft,
15 und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen
16 und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte.
17 Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen.
18 Sondern gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist's, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.




Versuchungen gab es zu allen Zeiten.
Unsere Bibel kann hierüber Geschichten erzählen.
Auch Jesus durchlebte dieses hochmenschliche Gefühl.

Ich lese aus: Matthäus 4, 1–11
Jesu Versuchung
1 Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.« 5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5.Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« 8 Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5.Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.



Liebe Gemeinde,
die Versuchungen des Lebens sind vielfältig.
So sind wir versucht unsere Werke und Leistungen in uns selbst begründet zu sehen, statt unserem Herrgott für seine geschenkten Gaben zu danken. …
Versuchungen begegnen uns aber auch in Macht, Gewalt, Sex, Reichtum, Wohlstand und, und, und
In einer Zeit, in der unser reiches Land, für Flüchtlinge aus aller Welt, oft die letzte Rettung darstellt;
In einer Zeit in der Ängste geschürt werden und daraufhin tausende auf die Straßen gehen, um gegen alles Fremde zu protestieren.
Eine solche Zeit bringt ganz neue und gleichzeitig bereits begraben geglaubte Versuchungen wieder an den Tag.
Wie können unsere Versuchungen in solchen Zeiten noch aussehen?
Vielleicht, wie in meiner kleinen Geschichte ...
Einer Geschichte von Versuchungen,
vom rettenden Engel,
von „Steinen“ die zu „göttlichem Brot“ werden.


„Verschwindet hier! Raus mit euch! Ihr seid doch an allem Schuld!“
Mit Tränen in den Augen fällt die Mutter zurück auf den Stuhl neben dem Krankenbett ihres Sohnes Michael.
Er ist Ihr jüngster Sohn und liegt nun vor ihr, an lebenserhaltende Geräte angeschlossen.
Die zwei, die eben noch an der Türe gestanden waren, haben den Raum verlassen.
Es ist jetzt ganz still.
Nur das Piepsen der Überwachungsgeräte und das leise Schluchzen der Mutter sind zu hören.
Wie konnte es nur so weit kommen?

Michael war endlich mit seinem großen Bruder Kevin so richtig gut klar gekommen.
Das war nicht immer so, doch seit rund einem halben Jahr waren die beiden fast unzertrennlich.
Michael himmelte seinen großen Bruder an.
Er war sein großes Vorbild geworden.
Kevin hatte sich einer Gruppe junger Menschen angeschlossen.  Deren Ziel  war die Sicherung des „deutschen Volksgutes“; wie sie es nannten.
Für Michael war die Versuchung einfach zu groß.
Endlich wurde er akzeptiert.
Er, der immer nur der „Kleine“ war, wurde Teil dieser Gruppe, zu der auch sein großer Bruder gehörte.
An den Wochenenden zogen Sie durch die Straßen und sorgten „für Ordnung“, besser gesagt dafür, was sie darunter verstanden.
So wurden andersartige und fremdländische Mitmenschen beleidigt, beschimpft und bedroht.
Sie alle folgten einem 38-jährigen, der sich selbst als „Volkstribun“ bezeichnete und die jungen Menschen mit Versprechungen auf ein Leben in Wohlstand und Sicherheit köderte,
… sobald sie nur die Oberhand im Land übernommen hätten.
Alles was der „Volkstribun“ anordnete, wurde ohne Fragen zu stellen ausgeführt. „Ihr seid  deutsche Volksarmisten und tut was euch befohlen wird“, sagte er immer, wenn wirklich einmal jemand nachfragte. 
Er war ihr großes Vorbild, ihr Idol. Wie der Donnergott Thor gegen seine Feinde wütete, würde auch er die Fremden aus dem deutschen Land vertreiben, hatte er bei einer ihrer Versammlungen einmal gesagt.
 Wie ein Gott, so wurde er auch von seinen Anhängern verehrt …
Eines Nachts geschah es dann.
Die Gruppe hatte einen dunkelhäutigen Jungen durch das Industriegebiet gejagt.
Er flüchtet sich auf das Dach eines S-Bahn-Wagons.
„Hol ihn da runter!“ riefen die anderen Michael zu.
„Los, hoch mit dir, kleiner Bruder!“ ergänzte Kevin und trieb Michael an.
Michael wollte ja dazu gehören. So blieb Ihm nichts anderes übrig als, unter dem Gegröle der Anderen, auf den Wagon zu klettern. 
Dort saß zusammengekauert der schluchzende Junge.
Er war bestimmt ein Jahr jünger als Michael.
Michael zögerte.
 „Los, schapp ihn dir, schmeiß ihn runter!“ seine neuen Freunde wurden langsam ungeduldig.
Michael war ganz und gar nicht wohl bei der Sache.
Am liebsten wäre er davon gelaufen. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
Um möglichst stark zu wirken richtet er sich weit auf.
So stand er auf dem S-Bahnwagon in einer sternenklaren Nacht.
Er holte tief Luft und … bevor er noch ein Wort sagen konnte, traf ihn ein Blitzschlag aus heiterem Himmel.
Er schüttelte sich kurz, bäumte sich auf, stürzte wie ein nasser Sack vom Dach und landete hart auf dem Gleisbett.
Plötzlich war alles still.
Selbst der Junge auf dem Wagondach hatte aufgehört zu schluchzen.
Seine neuen Freunde waren geschockt.
Von so etwas hatte der Volkstribun nie gesprochen; Was sollten sie nun tun?
„Los weg hier!“ rief plötzlich einer aus der Truppe. Und schon begangen die Ersten in verschiede Richtungen davon zu laufen.

„Wartet!“ Kevin war der erste, der die Fassung wieder erlangt hatte.
Doch zu spät. Er stand nun ganz alleine da, Mitten in der Nacht;
… neben den Gleisen lag, wie tot, sein kleiner Bruder.
Michael war der Hochspannungsleitung zu nahe gekommen.


Die neuen Freunde hatten nicht nur gegenüber allem Fremden ein versteinertes Herz gehabt, sondern auch jetzt, als einer der ihren in Gefahr war, kein Mitgefühl gezeigt. Ihre Herzen waren in diesem Moment so wertvoll, wie die Steine in der Wüste aus unserem Predigttext.
Von Angst getrieben, waren sie auseinander gestoben.
Kevin beugte sich über seinen kleinen Bruder.
Wie durch ein Wunder, schlug Michaels Herz noch.
Überall roch es nach verbranntem Fleisch.
Die Schulter war schwarz und auch die Kleidung war durch den Blitzschlag versengt worden.
Sein rechter Arm war unnatürlich weit auf den Rücken verbogen.
Aus dem Jackenärmel ragte der abgebrochen Knochen seines Oberarms heraus.
Michael war schwer verletzt.
„Lebt er noch?“ Kevin hörte plötzlich eine Stimme hinter sich.
Der dunkelhäutige Junge war vom Dach herunter geklettert und stand nun an den Wagon gestützt hinter Kevin.
„Ja, er lebt, aber es hat ihn schlimm erwischt.“
„Ich rufe einen Krankenwagen. Bleib du bei deinem Bruder. Ich lotse den Rettungsdienst hier her.“ Sagte der Junge und rannte in Richtung der beleuchteten Straße.
Kevin blieb bei seinem Bruder und hielt seine Hand.
Er wollte sie nie mehr los lassen.
Er dachte an seine Zeit mit Micha.
Wie oft er ihn gehänselt und geärgert hatte. Dabei hatte er ihn doch schon immer lieb gehabt.
Nun lag er da und würde vielleicht sterben.
Er könnte ihm dann nicht mehr sagen, wieviel er ihm bedeutete,
er könnte sich nicht mehr bei ihm entschuldigen,
sich auch nicht mehr dafür entschuldigen in welche Situation er ihn getrieben hatte.
Flackernde Lichter um ihn herum rissen ihn aus seiner Lethargie
Der farbige Junge kam mit den Rettungssanitäter zurück.

Sanft löste er Kevins Hand von Michaels Hand.
 „Komm, lass die Experten ihre Arbeit tun .. “
Kevin folgte ihm zum Rettungswagen.
Ein weiterer Sanitäter kam auf die beiden zu. „Seid ihr in Ordnung?“
„Ja, “ antwortete der Junge „wir haben uns nur sehr erschrocken.“
„Was ist hier eigentlich passiert?“, wollte der Sanitäter wissen.
Wieder antwortete der Junge: „Wir sind auf den Wagon geklettert, da hat es plötzlich gekracht und er fiel herunter.“
Kopfschüttelnd murmelte der Sanitäter etwas von „wie kann man nur so leichtsinnig sein“ und ging hinüber zum Notarzt, um Ihm Bescheid zu geben.
„Danke …“ mehr brachte Kevin nicht heraus. Langsam hob er den Blick zu dem fremden Jungen  und schaute ihn mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Dankbarkeit an.
Sein sonst so steinhart wirkendes Gesicht war blass und tränenfeucht, die Augen gerötet.
Ein weiteres Fahrzeug mit Blaulicht fuhr an die Unfallstelle.
Zwei Polizeibeamten stiegen aus, sprachen zunächst mit dem Notarzt und gingen dann auf die beiden Jungen zu.
Die Personalien wurden aufgenommen und beide nach den Vorkommnissen befragt.
Bei jeder Frage stammelte Kevin „es ist alles meine Schuld ..“
– mehr war aus ihm nicht heraus zu bekommen.
Zu tief hatte der Vorfall seine Seele verletzt.
Der fremde Junge blieb bei seiner Aussage, dass der Unfall durch Leichtsinn entstanden war und ließ den Rest der grausigen Geschichte einfach weg.
Michael war zwischenzeitlich in den Krankenwagen verladen worden.
„Ihr wollt sicher auch mit in das Krankenhaus?
Wenn ihr wollt, fahren wir euch hin. “ meinte der Polizist und die Beiden stiegen in den Streifenwagen ein.
Unterdessen war auch Michaels Mutter verständigt worden und auf dem Weg ins Krankenhaus.
…..
Hilflos sitzt sie nun vor dem Krankenbett.
Sie bittet Gott um Hilfe, klagt ihm ihr Leid.
Ganz langsam wird sie Stück für Stück ein wenig ruhiger.
Kevin und der fremde Junge haben auf Michaels Mutter gehört und das Zimmer verlassen;
Sie sind jedoch nicht nachhause gegangen.
So sitzen die beiden im Wartebereich der Notfall-Abteilung und blicken starr vor sich hin.
„Wie ist eigentlich dein Name?“ durchbricht diesmal Kevin die Mauer des Schweigens.
„Ich heiße Gabriel, wie mein Großvater.
Der war als amerikanischer Soldat im zweiten Weltkrieg nach Deutschland gekommen.
Er ist nach dem Krieg hier geblieben und hat eine Deutsche geheiratet.
……..
Er war damals gekommen, um gegen die Nazis zu kämpfen.
Wenn ich jedoch an heute Abend denke, war sein Kampf nicht sehr erfolgreich …“
Beschämt blickt Kevin auf den Boden des Warteraums.

„Ich weiß gar nicht was ich sagen soll“,
Kevin schaut Gabriel hilflos an.

„Ein >>Dankeschön << oder ein >>Entschuldige bitte <<, drücken bei weitem nicht aus, was ich jetzt fühle … „

Für Kevin ist klar, er würde nie mehr dem „Volkstribun“ folgen.
Er weiß zwar noch nicht wie, aber er würde die Probleme in seinem Umfeld gemeinsam mit allen anderen zu lösen versuchen.
Gewalt war kein Thema mehr für ihn.
Kevin senkt wieder den Blick und fängt hemmungslos an zu weinen.
Er der ehemals knallharte „Deutsche Volksarmist“ sitzt neben dem farbigen Jungen und wimmert wie ein kleines Kind. Sein Herz aus Stein wurde durch Gabriels Hingabe erweicht.
Jetzt schämt er sich für seine Gedanken, sein Handeln, sein bisheriges Leben.
Mit Gottes Hilfe würde sein neues Herz wertvoll, wie „göttliches Brot“ für seine Mitmenschen werden.
Sanft nimmt Gabriel seine Hände  „Komm, lass uns beten, zu Gott beten für deinen Bruder …“
So sitzen Sie immer noch da, und beten, als die Mutter die Türe zum Warteraum öffnet …
………………………………………………………………………………
Soweit meine Geschichte von Versuchungen,
vom rettenden Engel
und von Herzen wie  „Steine“, die zu „göttlichem Brot“ werden.

Finden wir uns hier wieder?
Irgendwo?
In irgendwem?
Sind wir eher Jäger oder doch Gejagte?
oder aber Polizist, Notarzt oder Sanitäter?
Finden wir uns im irregeleiteten Kevin oder in der verzweifelte Mutter?
Vielleicht aber fühlen wir uns auch einfach nur ein wenig anders,
anders als die meisten anderen..
Wenn wir uns bewusst machen, dass all das, was wir so toll an uns finden nicht unser eigener Verdienst, sondern ein Geschenk Gottes ist …
Wenn wir uns bewusst machen, dass alle Menschen Gottes Kinder sind, Kinder die er liebt …
Dann erkennen wir vielleicht, wie wenig stolz wir auf uns sein müssen, darauf welche Fähigkeiten wir besitzen,
darauf dass wir die Gaben Gottes angenommen haben,
oder darauf mit welcher Hautfarbe wir geboren wurden.
Jesus möchte in unsere Herzen einziehen und dass wir unsere Mitmenschen ebenfalls in unseren Herzen willkommen heißen.
Voller Dankbarkeit können wir dann unsere eigenen engen Grenzen überwinden und gemeinsam mit dem Psalmist einstimmen:
Ps 67,6 "Es danken dir, Gott, die Völker," "es danken dir alle Völker."
AMEN


Enge Grenzen überwinden - Lassen Sie uns ein Lied davon singen - Meine engen Grenzen  Lied 589, 1-4

Samstag, 14. Februar 2015

Orientalische Bibelnacht zum Buch Ester


Erarbeitet vom Vorbereitungsteam um Pfarrerin Eveline Kirsch in Ludwigsburg-Hoheneck

Texte von Klaus Bendel

Ablauf der Bibelnacht mit "Bibel teilen":


14 Uhr: Raumdekoration, Speisen + Getränke vorbereiten

18.30 Uhr:Duftlampe entzünden

Begrüßung durch Moderator(in)

Lied: Ich sing dir mein Lied NL 56 Strophen 1-3

Teil 1 – Die Einführung

Erzähler(in):
Im Persischen Reich steht der Winter vor der Türe. Wir schreiben das Jahr 483 vor Christus. In seiner Hauptstadt Persepolis residiert Xerxes, der persische Großkönig. Persepolis liegt im Hochland von Perses, dem Kerngebiet der Perser.
Da die Winter dort oben sehr unangenehm werden können, macht er sich Jahr für Jahr, gemeinsam mit seinem Hofstaat, auf den Weg in die tiefer gelegene Winterresidenz nach Susa.
Die Ernte in diesem Jahr ist eingebracht und war sehr gut. Daher lässt der Großkönig in Susa ein pompöses Fest ausrichten. Er lädt die Fürsten aller Länder ein, die sein riesiges Reich umfasst. Er will allen zeigen wie reich und mächtig er ist.
Von Indien im Osten bis Lybien im Westen, vom Persischen Golf im Süden bis zum Schwarzen Meer im Norden reicht sein Herrschaftsgebiet. Es ist ein Vielvölkerstaat.
Auch Babylon wurde einst von den Persern erobert und ist nun Teil des Reiches.
Babylonier sind vor allem als Schreiber für den König tätig.
Doch ritzen diese ihre Schriftzeichen jedoch nicht wie üblich keilförmig in Tontäfelchen, sondern schreiben in aramäischer Sprache mit Federn auf Tierhäute; auf Tierhäute die sie Pergament nennen.
Es lebten auch viele Juden in Babylon im Exil. Einige von Ihnen kamen ebenfalls bis in die persische Hauptstadt in den Dienst des Königs.
Viele Völker, viele Sprachen. So wird Xerxes bei den Juden auch Ahasveros genannt.
Wir dürfen uns freuen!
Auch wir sind heute Abend auf ein solches Fest eingeladen; eingeladen ein wenig Orientalische Luft zu schnuppern.
Als wir in Susa eintreffen, dauert das Fest bereits 180 Tage. Denn zunächst sind lediglich die Großen des Reiches geladen. Nachdem dieses lange Fest der Elite vorüber ist, wird nun auch dem gemeinen Volk gedacht. Natürlich fällt dieses Fest um ein vielfaches kürzer aus. Es dauert nur 7 Tage. Doch in diesen 7 Tagen darf sich jede und jeder ein wenig groß und wichtig fühlen.
Wenn Sie sich umschauen, was ist hier nicht alles zu sehen und zu schmecken. Ja genau, die Knabberdeko ist tatsächlich essbar.

(Während die Gottesdienstbesucher den Raum auf sich wirken lassen, erfolgt die erste Lesung)

Zimeln erklingen - Mitarbeiterin


Lektor(in) 1: (Lesung aus dem ersten Kapitel vom Buch Ester die Verse 1 – 8)

Es war in der Zeit, als König Xerxes über das Perserreich herrschte, ein Reich aus 127 Provinzen, das von Indien bis Äthiopien reichte; sein Königsthron stand in der Stadt Susa.
In seinem dritten Regierungsjahr gab er ein Fest für alle führenden Männer des gesamten Reiches. Die hochrangigen Offiziere aus Persien und Medien, der hohe Adel und die Statthalter aller Provinzen nahmen daran teil. Volle sechs Monate stellte der König seine Macht und seinen unermesslichen Reichtum vor ihnen zur Schau. Anschließend veranstaltete der König ein Fest für alle Bewohner des Palastbezirks, vom vornehmsten bis zum geringsten. Sieben Tage lang wurde im Schlosspark gefeiert.
Zwischen Alabastersäulen waren weiße und blaue Vorhänge aus kostbaren Stoffen aufgehängt, befestigt mit weißen und purpurroten Schnüren und silbernen Ringen. Polsterbetten mit goldenen und silbernen Füßen standen auf dem kostbaren Fußboden aus verschiedenfarbigen Steinplatten.
Getrunken wurde aus goldenen Bechern, von denen keiner dem andern glich; Wein gab es in Fülle aus den königlichen Kellern.
Alle konnten trinken, so viel sie wollten; aber niemand wurde dazu gezwungen. Der König hatte die Diener angewiesen, sich ganz nach den Wünschen der Gäste zu richten.

Erzähler(in):
Das „kleine“ Fest dauert bereits eine Woche. Heute ist der letzte Tag. Alle sind gut drauf und der König möchte nochmals die Gunst der Stunde nutzen, jetzt da alles Volk versammelt ist, um der Darstellung seines Reichtums noch ein Sahnehäubchen zu verpassen. Er befiehlt seine schöne Königin zu sich, um ein wenig mit ihr anzugeben.
Doch die Königin Wasthi möchte nicht kommen, denn sie feiert ihre eigene Party mit leckeren Getränken.
Haben Sie schon davon gekostet? …

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Ø  Getränke stehen bereit
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Wie gesagt, Königin Wasthi möchte nicht kommen, nur um sich für ihren König zu Schau zu stellen.
„Sie weigert sich zu kommen?“ der König rast vor Zorn und bespricht sich sofort mit den sieben Fürsten seines Reiches.
Die Weigerung der Königin könnte Schule machen. Was, wenn alle Frauen im Reich ihrem Vorbild folgen würden?
Die Fürsten raten zu einer folgenschweren Entscheidung ….

Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)

Lektor(in) 2: (Lesung aus dem 1.Kapitel von Vers 19 bis 2.Kapitel Vers 2)

Wenn der König es für richtig hält, sollte er einen königlichen Befehl erlassen, dass Waschti nie wieder vor ihm erscheinen darf. Dies müsste unter die Gesetze der Meder und Perser aufgenommen werden, die unwiderruflich sind. Und dann sollte der König an ihrer Stelle eine andere zur Königin machen, die diese Würde auch verdient. Wenn dieser Beschluss des Königs in seinem ganzen Reich bekannt wird, werden alle Frauen, von den vornehmsten bis zu den einfachsten Familien, ihren Männern den schuldigen Respekt erweisen.«
Dem König und seinen Fürsten gefiel dieser Rat gut. Wie Memuchan vorgeschlagen hatte, schickte der König einen Erlass in alle Provinzen seines Reiches, jeweils in der Schrift und Sprache des betreffenden Landes. Auf diese Weise wollte er sicherstellen, dass jeder Mann in seinem Haus der Herr bleibt. Als der Zorn des Königs sich gelegt hatte, begann er, über das Geschehene nachzudenken. Seine Diener bemerkten es und sagten zu ihm: »Man sollte für den König schöne junge Mädchen suchen, die noch kein Mann berührt hat!

Erzähler(in):
Das Reich ist groß und besteht bekanntlich aus unterschiedlichsten Völkern.
Daher dauert es eine ganze Weile bis die schönsten Jungfrauen zu den Frauenhäusern in Susa gebracht werden können.
Ein ganzes Jahr werden sie dort gepflegt und gehegt, damit sie ihrem König würdig seien und ihm vorgestellt werden können.
Im Dienst des Königs ist auch ein jüdischer Mann namens Mordechai, der seine Kusine bei sich aufgenommen hatte. Ihr Name ist Hadassa, wird aber von allen Ester genannt. Beide Eltern waren gestorben und Mordechai nahm sie als Tochter in seiner Familie auf. Mordechai ist einer der Juden, die über das Exil in Babylon nach Susa gekommen waren.
Ester ist sehr schön, klug und hat ein freundliches Wesen. So wird auch Sie in den Palast des Königs gebracht, um auf die Begegnung mit dem Herrscher des Persischen Reichs 12 Monate lang vorbereitet zu werden.  Mordechai bittet seine Ziehtochter im Palast nichts über ihre Herkunft zu sagen und Ester gehorcht …
Als es wieder Winter geworden ist, kommt der König wie gewohnt nach Susa. Es ist bereits Ende November im damaligen Monat Tebeth, als er Ester zu sich rufen lässt.
Als er sie gesehen und mit ihr gesprochen hat, ist seine Suche beendet.
Er hat die Frau gefunden, die an seiner Seite Königin werden soll.
Ester, das jüdische Waisenkind und der König.
Er fragt nicht nach ihrer Herkunft. ..


Salböl – Hinführung und Durchführung durch Moderator(in) …
Ø  Salben mit Mandelöl
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Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)

Lektor(in) 4: (Lesung aus dem 2.Kapitel von Vers 17 bis 2.Kapitel Vers 23)
Der König fand an Ester mehr Gefallen als an allen andern Frauen und sie übertraf in seinen Augen bei weitem die anderen Mädchen. Deshalb setzte er ihr die Krone auf und machte sie an Waschtis Stelle zur Königin. Er gab ihr zu Ehren ein großes Festmahl und lud alle führenden Männer seines Reiches dazu ein. Er gewährte den Provinzen seines Reiches einen Steuernachlass und verteilte königliche Geschenke.
Ester hatte dem König immer noch nichts von ihrer jüdischen Herkunft und Volkszugehörigkeit gesagt. So hatte Mordechai es ihr befohlen und sie folgte ihm noch genauso wie damals, als sie seine Pflegetochter war. Mordechai stand inzwischen in königlichen Diensten und saß in der Torhalle des Palastbezirks.
Gerade damals nun machten Bigtan und Teresch, zwei königliche Eunuchen, die die Torwache befehligten, eine Verschwörung. Sie waren unzufrieden mit dem König und beschlossen, ihn umzubringen. Mordechai, der ja ebenfalls dort im Tor war, erfuhr davon und sagte es Königin Ester, die es in seinem Auftrag sofort dem König meldete.
Die Sache wurde untersucht, die Verschwörung aufgedeckt und die beiden Schuldigen wurden an den Galgen gehängt. Der König ließ den Vorfall in die amtliche Chronik eintragen.




Erzähler(in)
Rund vier Jahre später ernennt der König seinen neuen Hofmarschall.
Seine Wahl zu dem, nach dem König wichtigsten und mächtigsten Mann im Reich, fällt auf Haman einem Nachfahren von
Agag, dem König der Amalekiter. Sein Volk war einst von den Israeliten unter Saul bei einer Schlacht besiegt und König Agag von einem Israeliten getötet worden.
In der Torhalle zum königlichen Palast sind die höchsten Beamten mit ihren Schreibern beschäftigt. Immer wenn Haman durch diese Hallen schreitet, müssen alle ihre Arbeit unterbrechen, sich vor dem Hofmarschall niederwerfen und ihm in dieser Gebetshaltung die Ehre erweisen, die ihm als zweiter Mann im Reich zusteht.
Mordechai ist ebenfalls in der Torhalle im Dienste des Königs angestellt. Doch sich vor dem Hofmarschall niederzuwerfen und ihn quasi anzubeten, kommt für ihn nicht in Frage.
Er betet ausschließlich zu Gott. So verweigert er sich und arbeitet in seiner Ecke einfach weiter.
Es dauerte nicht lange, da kommen die anderen Beamten auf ihn zu und fragen ihn warum er sich nicht vor Haman niederwerfen will, so wie es dem Hofmarschall zusteht.
„Ich bin Jude und bete nur zu einem Gott, den Gott meines Volkes Israel.“
Damit ist klar: Mordechai wird sich nie vor diesem Menschen in den Staub werfen.
Mordechai – ein Jude. Natürlich wird diese Information auch Haman zugetragen.
Dieser sieht hier die Chance endlich seinen Urahn zu rächen und mit den Israeliten abzurechnen.

Zimbeln erklingen: Mitarbeiterin

Lektorin(1): (Lesung aus dem 3.Kapitel von Vers 7 bis 13)
Im ersten Monat des zwölften Regierungsjahres des Königs Xerxes, dem Monat Nisan, wurde auf Anordnung Hamans für alle Tage des Jahres bis hinein in den zwölften Monat, den Monat Adar, das Pur – das ist das Los – geworfen. Auf diese Weise wollte Haman den günstigsten Zeitpunkt für sein Unternehmen herausfinden. Danach sagte er zum König: »Es gibt ein Volk in deinem Reich, das über alle Provinzen zerstreut lebt und sich von den anderen Völkern absondert. Seine Bräuche sind anders als die aller anderen Völker und die königlichen Gesetze befolgt es nicht. Das kann sich der König nicht bieten lassen.
Wenn der König einverstanden ist, soll der Befehl erlassen werden, sie zu töten. Ich werde dann in der Lage sein, den Verwaltern der Staatskasse 10000 Zentner Silber auszuhändigen.«
Der König zog seinen Siegelring vom Finger, gab ihn dem Judenfeind Haman
und sagte zu ihm: »Ihr Silber überlasse ich dir! Und mit ihnen selbst kannst du machen, was du willst!«
Am 13. Tag des 1. Monats ließ Haman die Schreiber des Königs zusammenrufen und diktierte ihnen einen Erlass an die Reichsfürsten, an die Statthalter der Provinzen und an die Fürsten der einzelnen Völker, jeweils in der Schrift und Sprache des betreffenden Landes. Der Erlass war als Schreiben des Königs abgefasst und mit dessen Siegelring gesiegelt.
Er wurde durch Kuriere in alle Provinzen des Reiches gebracht und enthielt den Befehl: »Alle Juden – Männer, Frauen und Kinder – sollen an einem einzigen Tag, dem 13. Tag des 12. Monats, des Monats Adar, erschlagen, ermordet, ausgerottet werden. Ihr Besitz ist zur Plünderung freigegeben.«




Erzähler(in):
Da die Pläne des Haman das gesamte Reich betreffen, werden eiligst Reiter ausgesandt, die die Erlasse bis in die entlegensten Orte bringen.
Allen wird bekannt gemacht, was mit der jüdischen Bevölkerung zu geschehen habe.
So sind die Kuriere in alle Himmelsrichtungen unterwegs, damit sich die Feinde der Israeliten rüsten können, rüsten können für den Tag, der zum jüngsten Tag für das Volk der persischen Juden werden soll.
Auch in Susa erfolgt die Bekanntmachung und sorgt für große Aufregung bei allen Bewohnern der Stadt.
Auch Mordechai erfährt davon und ist geschockt, denn er weiß, ein Erlass des Königs ist unumstößlich...
Er hat das Ende seines ganzen Volkes vor Augen und sieht eine letzte Chance auf Rettung…

Teil 2 – Bibel teilen
Kapitel 4 –
Lied: Ich glaube fest – 661,1-4
Erklärung: durch Moderator(in)
Die Besucher bilden Gruppen zu ca. 10 Personen und verteilen sich im Gebäude - Mitarbeiter(innen) leiten an

In sieben Schritten: Gemeinsam lesen – Bibel teilen

Sich öffnen: Wir öffnen uns der Gegenwart Gottes mit dem Lied:
Lesen: Wir lesen das 4.Kapitel reihum laut vor. Jede und jeder liest einen Vers.
Vertiefen: Wir verweilen beim Text. Worte und Wendungen des Abschnitts, die uns auffallen, lesen wir, durchaus auch mehrmals, noch einmal laut vor, ohne dass wir etwas dazu zu sagen oder zu fragen.
Schweigen: Jemand liest den ganzen Abschnitt noch einmal vor. Dann kehr Stille ein, in der wir den Text auf uns wirken lassen, ihn bedenken und mit unserem Leben in Verbindung bringen.
Mitteilen: Aus der Stille heraus teilen wir einander unsere Gedanken mit. Wir sprechen möglichst persönlich und diskutieren die einzelnen Beiträge nicht, sondern hören einander aufmerksam zu.
Austauschen: Wir unterhalten uns über die Aussagen des Bibeltextes und fragen nach seiner Beziehung zu unserem persönlichen Leben, der Gemeinde und der Gesellschaft.
Beten: Anschließend kann, wer möchte, Dank, Bitte oder Fragen vor Gott aussprechen.
Wir schließen mit dem gemeinsamen Gebet: „Von guten Mächten“
(Die Besucher kommen wieder in der zentralen Begegnungsstätte zusammen)
Zurückkommen und singen
Lied: Ich glaube fest – 661,1-4


Moderator(in):
Heute Abend sind wir in eine Orientalische Welt eingetaucht.
Wir haben geschaut …
Wir haben gelesen …
Wir haben gehört …
Wir haben gerochen  ..
Wir haben getrunken ..
Doch zu einem Festmahl, wie es Königin Ester veranstaltet, fehlt noch eines … das leckere Essen.
Wir haben daher für Sie einige Leckereien vorbereitet und wünschen eine gesegnete Mahlzeit.
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Ø  Speisen werden ausgeteilt
Ø  Hintergrundmusik startet (z.B. Calligraphes Vocales )
Ø  Die Teilnehmer speisen und kommen ins Gespräch
Ø  Dauer: ca. 40 Minuten
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Teil 3 – Die Wende

Erzähler(in):
„Komme ich um, so komme ich um.“
Groß und schwer lasten diese Worte auf der jungen Seele der Ester.
Sie gibt sich ganz in Gottes Hand. Nach 3 Tagen des Fastens und Betens, wagt die junge Königin den Schritt hin zu ihrem Gemahl und König … lebensgefährlich - ohne vorher gerufen worden zu sein.
Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)

Lektor(in) 2: (Lesung des 5.Kapitels von Vers 1 bis Vers 14)
Dann am dritten Tag legte Ester die königlichen Gewänder an und ging in den inneren Hof des Palastes, der direkt vor dem Thronsaal liegt. Der König saß gerade auf seinem Thron, der offenen Saaltür gegenüber. Da sah er auf einmal Königin Ester im Hof stehen. Aber sie fand seine Gunst und er streckte ihr das goldene Zepter entgegen, das er in der Hand hielt. Ester trat heran und berührte die Spitze des Zepters.
Der König fragte sie: »Was führt dich her, Königin Ester? Was ist dein Wunsch? Ich gewähre dir alles, bis zur Hälfte meines Königreiches!«
Ester antwortete: »Mein König, wenn es dir recht ist, dann komm doch heute mit Haman zu dem Mahl, das ich für dich vorbereitet habe.«
»Schnell, holt Haman herbei«, rief der König, »damit wir Esters Einladung folgen!« So kam der König mit Haman zu Esters Mahl.
Beim Wein fragte er sie: »Was ist nun dein Wunsch? Ich erfülle ihn dir! Fordere, was du willst, bis zur Hälfte meines Königreiches!«
Ester antwortete: »Ich habe eine große Bitte: Wenn ich deine Gunst, mein König, gefunden habe und wenn du so gnädig bist, mir meinen Wunsch zu erfüllen, dann komm doch auch morgen mit Haman zu dem Mahl, das ich für dich vorbereiten werde. Dann will ich dir meinen Wunsch sagen.«
Haman war in bester Laune, als er von dem Mahl bei der Königin nach Hause ging. Doch im Tor kam er an Mordechai vorbei, der nicht vor ihm aufstand und ihm nicht die geringste Ehrerbietung erwies. Haman wurde von Wut gepackt, aber er ging weiter. Zu Hause rief er seine Freunde und seine Frau Seresch.
Er prahlte vor ihnen mit seinem Reichtum und der großen Zahl seiner Söhne und strich voll Stolz heraus, wie der König ihn ausgezeichnet und über alle anderen Fürsten und Minister gestellt habe. »Und die Königin Ester«, fuhr er fort, »hat zu dem Mahl, das sie veranstaltet hat, außer dem König nur noch mich eingeladen und auch morgen soll ich zusammen mit dem König bei ihr essen.
Aber das alles ist mir vergällt, solange ich den Juden Mordechai im Tor des Palastbezirks sitzen sehe!«
Da rieten ihm seine Frau und seine Freunde: »Lass einen Galgen errichten, zwanzig Meter hoch, und lass dir vom König die Erlaubnis geben, Mordechai daran aufzuhängen. Danach kannst du unbeschwert mit dem König zum festlichen Mahl gehen.« Haman fand den Vorschlag ausgezeichnet und gab sofort Befehl, den Galgen aufzurichten.

Erzähler(in):
Haman ist glücklich und zufrieden. Endlich kann er es diesem Widerständler zeigen. Das hat er nun davon, dass er sich ihm nicht unterworfen hat. An einem 20m hohen Galgen soll er baumeln. So, dass das ganze Volk es sehen kann. Für alle zur Abschreckung, denn er Haman ist dem König fast gleich und muss entsprechend geehrt werden. Doch das ist so eine Sache mit der Ehre …

Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)

Lektor(in) 3: (Lesung des 6.Kapitels von Vers 1 bis Vers 14)
Der König konnte in dieser Nacht nicht schlafen, deshalb ließ er die Chronik bringen, in der die wichtigen Ereignisse seiner Regierungszeit aufgeschrieben waren. Man las dem König daraus vor
und kam dabei zu der Stelle, wo berichtet wurde, wie Mordechai die Verschwörung der königlichen Torwächter Bigtan und Teresch aufgedeckt und König Xerxes das Leben gerettet hatte.
Der König fragte: »Was für eine Belohnung, was für eine Auszeichnung hat Mordechai dafür erhalten?« »Keine«, antworteten die Diener des Königs.
»Wer ist da draußen im Hof?«, fragte der König. Eben in diesem Augenblick war nämlich Haman in den äußeren Hof des Palastes getreten. Er wollte sich vom König die Erlaubnis erbitten, Mordechai an den Galgen zu hängen, den er errichtet hatte. Die Diener antworteten dem König: »Es ist Haman, der da draußen steht.« »Ruft ihn herein«, befahl der König.
Als Haman eintrat, fragte der König ihn: »Was kann ein König für jemand tun, dem er eine besondere Ehre erweisen will?« Haman dachte: »Da kann nur ich gemeint sein; wen sonst sollte der König besonders ehren wollen?«
Deshalb antwortete er: »Für den Mann, dem der König eine besondere Ehre erweisen will, soll man ein kostbares Gewand bringen, das sonst der König selbst trägt, und ein Pferd mit dem königlichen Schmuck am Zaumzeug, das sonst der König selbst reitet.
Man soll Pferd und Gewand einem der höchsten Würdenträger des Königs übergeben, damit dieser den Mann, den der König ehren will, königlich kleidet und ihn auf dem Pferd des Königs über den großen Platz der Stadt führt. Dabei soll er vor dem zu Ehrenden hergehen und ausrufen: ›So handelt der König an dem Mann, dem er eine besondere Ehre erweisen will!‹«
Da sagte der König zu Haman: »Nimm schnell ein Gewand und ein Pferd, wie du sie beschrieben hast! Ehre den Juden Mordechai, der in der Torhalle des Palastbezirks sitzt, so wie du es vorgeschlagen hast! Du musst alles genauso ausführen und darfst nichts auslassen.«
Haman folgte dem Befehl des Königs, kleidete Mordechai königlich, führte ihn auf dem Pferd des Königs über den großen Platz und rief vor ihm aus: »So handelt der König an dem Mann, dem er eine besondere Ehre erweisen will!«
Danach kehrte Mordechai an seinen Platz im Tor des Palastbezirks zurück. Haman aber eilte völlig verstört, mit verhülltem Gesicht, nach Hause.
Dort erzählte er seiner Frau und allen seinen Freunden, was geschehen war. Diese seine klugen Ratgeber sagten zu ihm: »Wenn Mordechai, mit dem dir das passiert ist, zum Volk der Juden zählt, dann kannst du aufgeben. Dein Untergang ist besiegelt.«
Noch während sie das sagten, kamen die Diener des Königs, um Haman zum Mahl bei der Königin abzuholen.


Nachtisch wird serviert
Hinleitung durch Moderator(in)

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Erzähler(in):
Haman will Mordechai und mit ihm quasi das ganze jüdische Volk an den Galgen bringen. Endlich Rache nehmen.
Doch statt Mordechai an den Galgen zu führen, muss er ihm die Ehre erweisen.
Was für ein Rückschlag!
„Dein Untergang ist besiegelt.“ So klingt es noch in seinen Ohren, als er sich für den Besuch bei Ester bereit macht. ..

Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)

  
Lektor(in) 4: (Lesung Kapitel 7 Vers 1 - 10)
Der König und Haman fanden sich dort ein. Beim Wein richtete der König an Ester dieselbe Frage wie am Tag zuvor: »Was ist nun dein Wunsch, Königin Ester? Ich erfülle ihn dir! Fordere, was du willst, bis zur Hälfte meines Königreiches!«
Die Königin antwortete ihm: »Wenn ich deine Gunst, mein König, gefunden habe und du mir eine Bitte erlauben willst, dann flehe ich um mein Leben und um das Leben meines Volkes. Man hat uns verkauft, mich und mein Volk; man will uns töten, morden, ausrotten! Würden wir nur der Freiheit beraubt und als Sklaven verkauft, so hätte ich geschwiegen und den König nicht damit belästigt.«
Da sagte König Xerxes, und er wandte sich dabei an die Königin Ester: »Wer wagt so etwas? Wo ist der Mann, der so schändliche Pläne ausheckt?«
Ester antwortete: »Unser Todfeind ist dieser böse Haman hier!« Haman blickte entsetzt auf den König und die Königin.
Voll Zorn stand der König von der Tafel auf und ging in den Schlosspark hinaus. Haman trat auf Königin Ester zu und flehte um sein Leben. Er spürte, dass der König schon seinen Tod beschlossen hatte.
Als der König wieder in den Saal trat, fand er Haman kniend vor dem Polster, auf dem Ester lag. Empört rief er: »Jetzt tut er sogar der Königin Gewalt an, und das in meinem Palast!« Kaum war das Wort aus dem Mund des Königs, da verhüllten schon die Diener das Gesicht Hamans.
Einer der königlichen Eunuchen, Harbona, sagte: »Da ist doch noch der Galgen, den Haman für Mordechai, den Retter des Königs, errichten ließ! Er steht auf Hamans eigenem Grundstück, er ist zwanzig Meter hoch.« »Hängt Haman daran auf!«, befahl der König.
So wurde Haman an den Galgen gehängt, den er selbst für Mordechai bestimmt hatte. Darauf legte sich der Zorn des Königs.


Erzähler(in):
In Persischen Reich ist Wahrheitsliebe eine hohe Tugend. Ein ehrlicher armer Bürger ist bei weitem höher geachtet als ein reicher, der bekanntermaßen immer wieder lügt.
Unter diesem Aspekt wiegt der Verrat des Haman doppelt schwer.
Der König ist zutiefst verletzt. Haman, der Mann in den er sein volles Vertrauen gesetzt und sich auf ihn verlassen hat, der Mann den er zum zweiten Mann im Reich, zu seiner rechten Hand gemacht hat, dieser Mann betrügt ihn und belügt ihn.
Der König verdammte, aufgrund Hamans Lügen, alle Israeliten im Reich.
Er verurteilte sie zum Tode.
Der König erkennt den Fehler und die Situation in die Haman ihn gebracht hat.
Er ist außer sich. Und so endet Haman letztlich selbst an genau dem Galgen, den er für Mordechai vorgesehen hatte.

Darüber hinaus ernennt der König Mardochai zu Hofmarschall. Mardochai erhält den Siegelring des Königs und damit das Recht Gesetze im Namen des Königs zu verkünden.
Die einmal verkündeten Erlasse des Großkönigs sind jedoch unumstößlich und können. Auch mit dem Siegelring des Königs, nicht zurückgenommen werden. Das Ende der persischen Juden scheint besiegelt.

Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)

Lektorin (1): (Lesung aus dem 8.Kapitel von Vers 9 bis Vers 10)
Mordechai ließ die Schreiber des Königs zusammenrufen – es war am 23.Tag des 3.Monats,2 des Monats Siwan – und diktierte ihnen einen Erlass an die Juden im ganzen Reich sowie an die Reichsfürsten und die Statthalter und obersten Beamten aller 127 Provinzen von Indien bis Äthiopien, jeweils in der Schrift und Sprache des betreffenden Landes und auch für die Juden in ihrer eigenen Schrift und Sprache.
Der Erlass war im Namen des Königs abgefasst; er wurde mit dem königlichen Siegel versehen und durch berittene Boten auf den schnellsten Kurierpferden in alle Provinzen geschickt. Er enthielt die Verfügung:

Lektor(in) 2: (Lesung aus dem 8.Kapitels von Vers 11 bis Vers 12)
Der König erlaubt den Juden in allen Städten seines Reiches, sich zum Schutz ihres Lebens zusammenzutun und alle zu töten, zu vernichten und auszurotten, die ihnen und ihren Frauen und Kindern Gewalt antun wollen – und zwar überall im Reich, wo das vorkommt, unter allen Völkern und in allen Provinzen. Der Besitz ihrer Feinde wird den Juden zur Plünderung freigegeben.
Diese Erlaubnis gilt für ein und denselben Tag in allen Provinzen des Reiches, nämlich den 13.Tag des 12.Monats, des Monats Adar.«

Lektor(in) 1: (Lesung aus dem 8.Kapitel von Vers 13 bis Vers 15)
In jeder Provinz sollte dieser Erlass öffentlich bekannt gemacht werden und die Juden sollten sich für diesen Tag rüsten, um sich an ihren Feinden zu rächen.
In höchster Eile und auf den besten königlichen Kurierpferden machten sich die Boten mit der Anordnung des Königs auf den Weg. Auch im Palastbezirk von Susa wurde der königliche Erlass bekannt gemacht.
Darauf trat Mordechai aus dem Palastbezirk, gekleidet, wie es seiner hohen Stellung entsprach. Er trug ein Gewand in violetter und weißer Farbe, einen Mantel aus feinem weißem Leinen und purpurrotem Wollstoff und dazu eine große goldene Krone. Die Bewohner von Susa jubelten ihm zu.


Erzähler(in):
Mordechai ist Hofmarschall und alle Beamten überall im Reich sind ihm Gehorsam schuldig.
Es kommt der 13. Tag des 12.Monats, des Monats Adar und die Rachepläne des Haman wandeln sich ins Gegenteil. In Susa und überall im Reich werden statt den Juden, deren Feinde getötet. Auch die zehn Söhne des Verräters Haman kommen bei den Unruhen um.
So feiern alle Juden im Reich am 14.Tag des Monats Adar ihr überleben.
Ihr Todesurteil trifft nun ihre Feinde.
In Susa selbst dauern die Kämpfe zwei Tage.
So feiern die Juden dort erst am 15ten ihre Rettung.
Zimbeln erklingen: Mitarbeiter(in)
Lektor(in) 3: (Lesung aus dem 9.Kapitel von Vers 20 bis Vers 24 bis … bekam dieses Fest den Namen „Purim“)
Mordechai schrieb die Ereignisse dieser Tage auf und schickte an alle Juden in allen Provinzen des Königs Xerxes, nah und fern, einen Brief. Darin ordnete er an, jährlich den 14. und 15.Tag des Monats Adar festlich zu begehen, zur Erinnerung an die Tage, die ihnen Ruhe und Rettung vor ihren Feinden gebracht hatten, und an den Monat, in dem sich ihr Kummer in Freude und ihre Trauer in Jubel verwandelt hatte. An diesen beiden Tagen sollten die Juden festliche Gelage halten und sich gegenseitig auserlesene Speisen zusenden; außerdem sollten sie den Armen Geschenke machen.
Die Juden folgten der Anordnung Mordechais und begingen von da an Jahr für Jahr das Fest, das sie damals nach ihrer Rettung gefeiert hatten.
Weil der Judenfeind Haman die Juden völlig vernichten wollte und zur Bestimmung des entscheidenden Tages das Pur – das ist das Los – geworfen hatte, bekam dieses Fest den Namen Purim.

Erzähler(in):
Die geretteten Juden machen es sich zur Pflicht die Erinnerung an den Tag ihrer Beinahe-Vernichtung wachzuhalten.
Ester und Mordechai schreiben zwei Briefe, die an die jüdische Bevölkerung überall im Reich gerichtet sind, in denen genau aufgeführt ist, wie das Fest abzulaufen hat.

Lektorin (4):
Purim, ein freudiger Gedenktag, wird am 14. Des Monats Adar zur Erinnerung an die Errettung der Juden in Persien gefeiert.
Im Buch Ester wird erzählt, dass die Königin Ester, ihrem Rettungsversuch drei Tage lang fastete und auch alle jüdischen Bewohner der Stadt Susa dasselbe taten. Zur Erinnerung daran wird der Tag vor Purim als Fastentag begangen, der „Fasten Ester“ genannt wird.
Purim ist als freudiger Gedenktag ein Arbeitstag. Bereits im Buch Ester wird von der Festlegung berichtet, dass der Freude über die Rettung durch ein Festmahl, durch gegenseitiges Beschenken mit Speisen und durch Spenden für die Armen Ausdruck verliehen werden soll. An Purim ist es erlaubt, viel zu trinken, sogar sich zu betrinken, denn im Buch Ester ist das Mahl, das man zur Erinnerung an das Ereignis einnehmen soll, als Trinkgelage bezeichnet.
Zu Purim gehört besonders die Kostümierung von Kindern, die Aufführung von dramatischen Purimspielen, die meist die Estergeschichte zum Inhalt haben, aber auch andere biblische Ereignisse behandeln.
Besondere kulinarische Köstlichkeiten, wie „“Kreppchen“ oder „Hamastasche“, die beide die Ohren des Haman symbolisieren sollen, werden gereicht. Solche Spezialitäten und andere, meist selbstgefertigte Leckereien werden auch Freunden und Bekannten als Geschenke übersandt bzw. überbracht.
Quelle: Auszugsweise nach http://www.zentralratdjuden.de/de/article/239.purim.html

Erzähler(in)
Mardochai schreitet in edlen Gewändern durch das „Tor der Völker“ in Persepolis. Von Sack und Asche ist nun nichts mehr zu sehen. Tief verneigen sich die Bediensteten im Innenhof des Palastes vor dem neuen königlichen Hofmarschall. Als er den Empfangssaal betritt, wartet dort schon eine Menschenmenge auf eine Audienz beim König. Der Jude Mardochai ist sehr beliebt im persischen Volk. So huscht ab und zu sogar ein Lächeln über die Gesichter der Menschen an denen er vorübergeht.

Teil 4 – Der Abschluss
Hinweise der Gottesdienstbesucher auf Flipchart – gerne Feedback
Lied: Gott behüte uns (Liedblatt)

Segen
Austeilen der Segenssprüche

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