Dienstag, 6. Januar 2015

Predigt zum Erscheinungsfest 2015 - Wolfgangkirche Hoheneck

hl. 3 Könige - Matthäus 2, 1-12

06.01.2014 

Vorbereitung:
Den Gottesdienstbesucher(innen) wir ein Tütchen mit Punschgewürzen überreicht.

Der Gottesdienst fand in der Hohenecker Wolfgangkirche statt. Weihnachtsbaum, Krippe und Weihnachtsstern schmückten den Kirchenraum.


Schriftlesung - 1.Korinther 9, 19-22
 19 Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.
20 Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden - obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin -, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne.
21 Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden - obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi -, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne.

22 Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.


Predigt zu Matthäus 2, 1-12

Liebe Gemeinde,
in den letzten beiden Sonntagspredigten hatten wir von den ersten „Auftritten“ Jesu gehört.
Zunächst als Säugling von seiner Darstellung im Tempel und vergangenen Sonntag als 12-jähriger, als er sich von seinen Eltern abgesetzt und 3 Tage im Tempel, im Hause seines Vaters verbracht hatte.
Heute gehen wir noch ein letztes Mal zurück zur Geburt im Stall.
Heute tauchen wir noch einmal ein in die Weihnachtsstimmung, schnuppern an den Punschgewürzen, die Sie in Händen halten.
Heute sehen wir ein letztes Mal den Weihnachtsbaum mit seinen Sternen und Lichtern, sehen die geschmückte Empore mit dem hell leuchtenden Stern, finden ein letztes Mal die Krippe hier auf dem Taufstein. Am Samstag sammelt der CVJM wieder die ausgedienten Weihnachtsbäume ein, unter all dem Grün wird auch dieser Baum hier sein. Doch noch ist es nicht so weit.
Heute ist Epiphanias;
heute ist das Erscheinungsfest.
Heute hören wir von drei Gelehrten, die aus einem fernen Land auszogen, um einer Sterndeutung zu folgen; einer Sterndeutung, die die Geburt eines Königs versprach.
Wir hören aus dem 2.Kapitel des Matthäus-Evangeliums, die Verse 1-12
Die Weisen aus dem Morgenland
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll. « Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,  und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.  Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.
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Das war ein Schreck für König Herodes.
Da waren ihm drei Fremde angekündigt worden. Drei wohlhabende, gut gekleidete Herren, die sich auf Ihren Kamelen und wohl, wie es damals üblich war, mit Ihren Dienern und Packtieren im Gefolge, auf den Weg gemacht hatten, um ihn Herodes, den König der Juden zu besuchen.

Er war sicher stolz. Selbst in den weit entfernten Ländern kannte man seinen Namen. Er, Herodes war eine wichtige Persönlichkeit, so wichtig dass drei reiche Herren, hoch angesehene Gelehrte, Sterndeuter, wie man ihm mitgeteilt hatte, ihn dringend sprechen wollten.

Brachten Sie Nachricht, die die Zukunft seines Reichs oder vielleicht sogar seine eigene, persönliche Zukunft betrafen?

Mit Spannung erwartet er und sein gesamter Hofstaat den Auftritt der 3 Weißen aus dem Morgenland.

Der Empfangssaal wimmelt es nur so von Bittstellern aus seinem Volk. Viele kamen zur Klärung von Rechtsstreitigkeiten, andere wollten um Hilfe bitten. Doch nun war es still geworden und alle lauschen den Worten der Fremden.


„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“

Herodes wird kreidebleich und schaut sich zu seinen Beratern um. 
Sie starren genauso fassungslos zurück. 
Sein Blick geht hilfesuchend über die Menschen im Saal zurück zu den drei Gelehrten, die ihm soeben den Schock seines Lebens verpasst haben.

„Ich danke euch für euren Besuch und teile euch den Geburtsort später mit ..“ 
Der König versuchte sicher auf eine solche Art und Weise sein Gesicht zu wahren.
Die Audienz ist beendet, der König zieht sich zurück. Er ist geschockt. 
Die Frage dieser hochgebildeten Herren ist durchaus ernst zu nehmen. 
Ein neugeborener König der Juden? Was soll das bedeuten? 
Er weiß von keinem neugeborenen Kind in seiner Familie; und … ist ratlos …

Herodes sucht sich Hilfe.
So lesen wir „und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.“


Die Drei Weißen aus dem Morgenland sind nicht weniger verwundert.
In Israel war ein neuer König geboren worden. Das hatten sie aus der Sternenkonstellation erkennen können und dessen waren sie sich auch sicher. 

Wieso wusste der König nichts davon? 
Wieso schien überhaupt niemand hier in der Hauptstadt davon erfahren zu haben? 
Hier in der Hauptstadt Jerusalem, wo normaler Weise die Königskinder das Licht der Welt erblickten.
Aus den Sternen hatten die drei nur das „Was“ erfahren. Das genaue „Wann“ und vor allem das „Wo“ blieb ihnen jedoch verborgen.

Zunächst kommen nun weder die Drei Weißen noch König Herodes weiter.

Das was für alle Beteiligten am wichtigsten ist, steht halt nicht in den Sternen, sondern ….

- kurze Denkpause –

Die Hohenpriester und Schriftgelehrten treffen mit hochzufriedenen Gesichtern wieder beim König ein. 
Hochzufrieden, denn sie kennen nun die Antwort, die weder die hochgeschätzten Gelehrten aus dem fernen Land noch ihr eigener König wussten. 

Die Antwort fanden sie in der heiligen Schrift:
„In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 
Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“

König Herodes hört sich die Antwort an. Kein Zweifel, das was der Prophet Micha hier angekündigt hat, passt zu seiner augenblicklichen Situation.

Jetzt soll irgendein Kind, geboren im Provinznest Bethlehem seinen Platz als König einnehmen? Nein, das würde er nicht zulassen. Das Kind muss beseitigt werden, soviel war klar. Aber hierzu musste es erst noch gefunden werden.

König Herodes lässt die Drei Weißen aus dem Morgenland zu sich rufen. 
Dieses Mal jedoch nicht im Empfangssaal, in dem alles Volk mit dabei war, nein! 
Dieses Mal ruft er sie im geheimen zu sich und lässt sich von ihnen alles erzählen, was sie von dem Ereignis wussten.
Nachdem sie nichts mehr zu erzählen hatten, verrät Herodes das Geheimnis: „Geht nach Bethlehem!
Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete.“


So machen sich die drei auf den Weg nach Bethlehem. Etwas verwundert, wegen dem Ziel ihrer Reise, jedoch frohen Mutes, denn sie sehen den hellen Stern wieder, der ihnen den Weg weist.

All ihr Wissen, das Studium der Sterne, all ihre Erfahrung brachte sie nicht ans Ziel. 
Erst die Heilige Schrift, das Wort Gottes brachte die Antwort auf all ihre Fragen. 
Bereits jetzt spürten sie: Dieser Gott der Juden ist ein mächtiger Gott. 
Er wusste schon lange vor allen anderen, dass sie einst die Frage stellen würden, auf die sie nun eine Antwort erhalten hatten. 
War er es möglicherweise, der die Sterne lenkte, damit sie sich überhaupt erst auf den Weg machen konnten?

Sie kommen nach Bethlehem. 
Der Tross zieht die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich. Verwundert bleiben die vereinzelten Männer und Frauen, die in der Dämmerung unterwegs sind am Wegesrand stehen und schauen den Fremden nach. 

Der Stern bleibt über einem Stall stehen.
Sie steigen von Ihren Kamelen ab und betreten den Stall. 
In der Futterkrippe finden sie ein Neugeborenes, daneben seine Mutter.
Verwundert blicken die drei sich an: „Das soll der neue König der Juden sein?“
Aber ihre Erfahrung sagt ihnen, die Sterne lügen nicht. Außerdem klingt ihnen noch die Antwort des Herodes in den Ohren: Geht nach Bethlehem!

Sie sind sich nun ganz sicher: Der neue König der Juden, mehr noch Christus selbst liegt vor ihnen in der Krippe. Sie packen Ihre Geschenke aus und fallen vor dem Kind auf die Knie und beteten es an.

Sie sind voller Freude, am Ziel ihrer Reise angelangt. 
Sie würden nun zuerst zurück nach Jerusalem reisen und König Herodes alles berichten.

Doch es kommt anders. Im Traum spricht Gott zu Ihnen. 
Sie sollen nicht zu Herodes zurückkehren, sondern einen anderen Weg nehmen.

Sie sind hin und weg. Dieser fremde Gott, der Gott der Juden hatte tatsächlich zu ihnen gesprochen. Jetzt waren sie sich sicher. Dieses Kind war ein ganz besonderes Kind, ein göttliches Kind, das unter Gottes Schutz stand.

So zogen sie weiter in ihre Heimat.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Dies gilt heute und dies galt noch mehr im Altertum.
Voller Freude waren sie und erzählten sicher jedem und jeder von dem was ihnen widerfahren war.
Voller Freude wurden sie somit zu denen, die einen ersten, feinen Lichtstrahl der Guten Nachricht, des Evangeliums in die Welt trugen.

-          Kurze Pause -

Gott zeigt uns hier, dass all unser Wissen, all unsere Erfahrungen uns letztlich nicht an das Ziel unseres Lebens bringen können.
Gott lässt seine Wahrheit in allem und jedem aufblitzen.
Im Sinne des Briefes an die Korinther, den wir in der Schriftlesung gehört hatten, könnte man sagen:
Den Sterndeutern bin ich ein Sterndeuter geworden, damit ich Sterndeuter gewinne.


Die Sterndeuter machten sich auf den Weg, weil sie von ihrem Wissen um die Sterne überzeugt waren. Doch ohne Gottes Hilfe, ohne die Heilige Schrift, wäre sie nie ans Ziel gelangt. Letztlich ist alles Wissen nichts wert, ohne Gott.


Das haben die Drei Weißen aus dem Morgenland erkannt. 

Und diese Weisheit tragen sie nun nach Hause in ihr Land.

Sie hatten erkannt: Die umfassenden Antworten kennt alleine Gott.

Auch für uns heute gilt:
Viele Antworten finden wir in der Heiligen Schrift, im Alten und Neuen Testament.
Andere Antworten finden wir nur direkt bei ihm.
Im Gebet offenbaren wir unser Herz unsere Seele.
Oft müssen wir auf einen Antwort lange warten und dabei ganz genau hinhören und hinschauen; Doch eins ist sicher, Gott begleitet uns, er lässt uns nicht im Stich, er steht uns bei.


Ein letztes Mal schauen wir auf den Weihnachtsbaum mit seinen Sternen und Lichtern, sehen die geschmückte Empore mit dem hell leuchtenden Stern, finden ein letztes Mal die Krippe hier auf dem Taufstein.

Beim nächsten Gottesdienst, hier in der Wolfgangkirche, wird von alledem nichts mehr zu sehen sein.
Lassen Sie uns versuchen einen Teil von dieser Weihnachtsstimmung, dieser Aufbruchsstimmung des Glaubens mit in den Rest des Jahres, mit in den Alltag zu retten.
Lassen sie uns versuchen von dieser Guten Nachricht zu erzählen.
Zu erzählen wie einst die drei Weißen aus dem Morgenland,
zu erzählen wie die ersten „Missionare“ Christi,
zu erzählen vom Licht in der Dunkelheit.
… und möge das Tütchen mit den Punschgewürzen Ihnen hierzu eine kleine Gedankenstütze sein.
Amen


Donnerstag, 1. Januar 2015

Gottesdienst am Sonntag 28.12.2014

Den letzten Sonntagsgottesdienst das Jahres 2014 hielt ich in der Wolfgangkirche in Ludwigsburg-Hoheneck zu Lukas 2, 22-39.
Im Predigttext  erfuhren wir von dem ersten "Auftreten" des ca. einen Monat alten Jesus bei der  "Darstellung Jesu im Tempel" .... 


Schriftlesung 3.Mose 12, 1-4

Bestimmungen für die Wöchnerinnen
Und der HERR redete mit Mose und sprach:  Rede mit den Israeliten und sprich: Wenn eine Frau empfängt und einen Knaben gebiert, so soll sie sieben Tage unrein sein, wie wenn sie ihre Tage hat.  Und am achten Tage soll man ihn beschneiden.  Und sie soll daheim bleiben dreiunddreißig Tage im Blut ihrer Reinigung. Kein Heiliges soll sie anrühren und zum Heiligtum soll sie nicht kommen, bis die Tage ihrer Reinigung um sind.

Predigt


Nach der WM ist vor der EM. Kaum ist das eine Fußballfest vorüber, fiebert die Nation schon dem nächsten entgegen.
Nach Weihnachten ist vor dem Advent. Kaum ist das Fest der Liebe vorüber, wird schon das nächste Weihnachtsfestgeschäft geplant. Wäre da nicht Ostern, so würden die Weihnachtsartikel wohl das ganze Jahr über in den Regalen zu finden sein …
Der Heilige Abend war erst vor wenigen Tagen und doch scheint er vielen schon weit in der Vergangenheit zu liegen. Manch einer kann es kaum erwarten, bis es wieder so weit ist.
Nach der Geburt Jesu, waren Maria und Josef auf Geheiß Gottes mit dem neugeborenen Kind nach Ägypten geflüchtet. Lediglich die Hirten, die drei Weißen aus dem Morgenland und einige Bewohner  Bethlehems hatten davon erfahren, dass in jener Nacht ein ganz besonderes Kind geboren worden war. In der Schriftlesung haben wir davon gehört, dass nach der Geburt eines Knaben die junge Mutter 33 Tage dem Heiligtum fern bleiben muss. Dies galt natürlich auch für Maria, denn das junge Paar war gläubig und folgte den göttlichen Gesetzen, die Mose seinen Israeliten übermittelt hatte.
So wurde Jesus nach 8 Tagen beschnitten und nachdem die 33 Tage der Reinigung vorüber waren und Gott zu Josef im Traum gesprochen und die gefahrlose Heimkehr der jungen Familie kundgetan hatte, brachten sie Jesus in den Tempel um ihn, gemäß dem Gesetz des Mose, darzustellen.
Wie schon bei der Geburt im Stall, so lief auch diese traditionelle Handlung anders, … besonders ab.
Ich lese aus dem Evangelium nach Lukas, Kapitel 2 die Verse 22 bis 39
Jesu Darstellung im Tempel. Simeon und Hanna
Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn (2.Mose 13,2; 13,15): »Alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, soll dem Herrn geheiligt heißen«, und um das Opfer darzubringen, wie es gesagt ist im Gesetz des Herrn: »ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben« (3.Mose 12,6-8). Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm. Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.
 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird  - und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden. Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser; die war hochbetagt. Sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, nachdem sie geheiratet hatte, und war nun eine Witwe an die vierundachtzig Jahre; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth.
Jesus wurde im Tempel „dargestellt“. Eine für unsere Begriffe einigermaßen befremdlich wirkende jüdische Tradition. Wieso werden Kinder hier „dargestellt“ und was bedeutet dies für die Israeliten? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir weit in die Vergangenheit des auserwählten Volkes zurückgehen; zurück bis zur Zeit des Mose und dem Auszug aus Ägypten.
Mit der letzten Plage, die letztlich den Auszug aus Ägypten möglich gemacht hatte, mussten alle Erstgeborenen in Ägypten den Starrsinn des Pharao mit dem Leben bezahlen.
Zum Gedenken werden seither alle männlichen Erstgeborenen  in Israel Gott geopfert. Grundsätzlich gilt dies für Mensch und Tier.  Im 2.Buch Mose lesen wir: so sollst du dem HERRN alles aussondern, was zuerst den Mutterschoß durchbricht. Alle männliche Erstgeburt unter dem Vieh gehört dem HERRN.
In Bezug auf die menschlichen Erstgeburten lesen wir:
Darum opfere ich dem HERRN alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, aber die Erstgeburt meiner Söhne löse ich aus.
Die Söhne werden also ausgelöst. Mit dem Opfer nach der Zeit der Reinigung, werden die erstgeborenen Söhne im Tempel an Gott übergeben, Gott „geopfert“. Ein so genanntes Erstlingsopfer.
Im 4.Buch Mose spricht Gott zu Aron und erklärt ihm seine Pflichten und Rechte als Oberhaupt der Priestersippe. So sollen Ihm und seinen „reinen“ Söhnen und Töchtern die Erstlingsopfer gehören. Dies umfasst unter anderem die erste Ernte, die erstgeborenen Tiere und reicht bis hin zu den erstgeborenen Söhnen des Volkes Israel.
So lesen wir:
Alles, was zuerst den Mutterschoß durchbricht bei allem Fleisch, es sei Mensch oder Vieh, das sie dem HERRN bringen, soll dir gehören. Doch sollst du die Erstgeburt eines Menschen auslösen lassen, und die Erstgeburt eines unreinen Viehs sollst du auch auslösen lassen.
Auslösen – sozusagen „Lösegeld zahlen“. Auch die Höhe der fälligen Zahlung erfahren wir etwas später in diesem Kapitel:
Du sollst es aber auslösen, wenn's einen Monat alt ist, und du sollst es auslösen lassen nach der Ordnung, die dir gegeben ist, um fünf Silberstücke nach dem Gewicht des Heiligtums, das Silberstück zu zwanzig Gramm.
Auf diesem Weg sichert Gott die Existenz der Priesterschaft und ihrer Familien. Durch ihren Dienst im Tempel haben sie keine eigene Einnahmequelle und leben von dem was Gott ihnen zugesteht.
Auch der kleine Jesus wurde im Tempel dargestellt. Sicherlich war er einer unter vielen an diesem Tag und doch fiel er in besonderem Maße auf.
Simeon ist vom heiligen Geist beseelt und erwartet den Christus des Herrn. Er ist bereits sehr alt, doch wurde ihm durch Gott zugesichert, dass er, bevor er stirbt, den Christus erblicken würde.
Als Maria und Josef mit ihrem Erstgeborenen an diesem Tag in den Tempel kommen, wartet Simeon bereits auf sie. Auf Anregen des Geistes kam er in den Tempel und der tief gläubige Simeon erkennt in dem Säugling sofort den Christus des Herrn.
Ich stelle mir die Situation für die jungen Eltern doch einigermaßen befremdlich vor. Sie kommen mit anderen jungen Eltern zur Darstellung des Erstgeborenen, um ihn Gott zu weihen. Nachdem die traditionellen Handlungen vollzogen und das Kind ausgelöst wurde, würden sie den Heimweg antreten. Doch an diesem Tag kommt es anders. Zunächst werden sie in besonderem Maße von Simeon empfangen. Er nimmt Maria den Säugling ab und schießt ihn in die Arme. Die fragenden Blicke, die Maria und Josef sich nun zuwerfen, kann ich mir gut vorstellen. Sicher zieht die Situation auch die Blicke der anderen Besucher und der Priester auf sich.
 Und nicht nur, dass Simeon das Kind zu sich nimmt. Der gläubige und sicher sehr angesehene alte Mann beginnt förmlich zu jubeln. Er lobt Gott dafür, dass er den Heiland erblicken durfte und nun in Frieden sterben könne.
Er äußert sogar noch einen prophetischen Blick in die Zukunft: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird - und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.
Es ist kein leichtes Leben, das da vorhergesagt wird. Vom Fallen, vom Widerspruch, ja gar von einem Schwert das durch die Seele dringt, spricht Simeon. Doch auch vom Aufstehen, oder wie ich kürzlich in einer älteren Übersetzung gelesen hatte, vom Auferstehen und von Offenbarung ist die Rede. Von Anfang an ist Jesu Weg vorgezeichnet, vorgezeichnet bis heute; Bis heute sein Weg mit uns.
Tiefste Tiefen und höchste Höhen. Egal in welcher Situation wir uns gerade befinden, überall treffen wir auf Jesus. Er ist da, um sich mit uns zu freuen, um mit uns zu trauern, um uns beizustehen. Von Anfang an war das klar. Gottes Heiliger Geist spricht aus Simeon.
Es braucht manchmal viel Geduld bis Gottes Herrlichkeit im eigenen Leben ankommt. Simeon hatte voller Geduld ein Leben lang gewartet. Nun wird seine Geduld belohnt.
Und es ist sein Glaube. Sein Glaube öffnet Ihm die Augen und lässt ihn in dem winzigen Etwas, das da eine der jungen Mütter auf dem Arm hält, den Retter der Welt erkennen.
Doch nicht nur Simeon, auch die betagte Prophetin Hanna, die Ihr Leben Gott gewidmet hatte und ihm diente und das obwohl sie bereits früh, nach nur sieben Ehejahren ihren Gatten verloren hatte. Auch Hanna war Feuer und Flamme und gab die Gute Nachricht weiter. Die Gute Nachricht, dass der Christus geboren sei.
Wie ist das bei uns? Haben wir die Geduld des Simeon? Haben wir den Glauben der Hanna? Würden wir Jesus erkennen, wenn er heute vor uns stünde?
Jesus heute erkennen … aber wie?
Dabei begegnen wir ihm täglich.
Im freundlichen Blick der Krankenschwester, die jeden Tag nach dem pflegebedürftigen Vater schaut.
Im geduldigen Lächeln des Ehemannes, der immer wieder dieselben Antworten auf die immer gleichen Fragen der demenzkranken Ehefrau gibt.
Im unentwegten Ausharren der liebenden Eltern, wenn die 15-jährige Tochter wieder einmal über Nacht verschwunden bleibt.
Im Gebet, das der verzweifelte Vater immer wieder spricht, weil sein Kind im Sterben liegt. Sein Kind das von einer verirrten Kugel getroffen wurde. Krieg herrscht in seiner Heimat. Schon viele aus seiner Familie sind umgekommen. Was ihm bleibt ihm, um seine Frau und Kinder zu retten? Was ihm bleibt ist die Flucht. Die Flucht und das Gebet. Das Gebet und Jesus in seinem Herzen …
Erkennen wir Jesus in seinem Handeln?
Wahrlich ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.
Wie willkommen sind Flüchtlinge heute bei uns?
Pegida-Aufmarsch in Dresden. Tausende demonstrieren gegen die Islamisierung des Abendlands.
Viele fürchten sich vor Zuständen, wie im Nahen Osten. Wir alle kennen die Bilder und Berichte über die Gräueltaten der radikalen IS-Miliz. Unter dem Deckmantel des Islam verüben diese Verbrecherbanden die schlimmsten Untaten. Von Einschüchterung über Entführungen und Sklavenhandel bis zu Massakern an andersgläubigen Bevölkerungsgruppen, schrecken die IS-Milizen scheinbar vor nichts zurück. Doch auch an anderen Orten der Welt treiben solche Mörder ihr Unwesen. Obwohl diese Gruppen nur eine kleine Minderheit unter des Muslimen der Welt darstellen, sind sie es die die Meinung über alle Muslime, über alle andersartige Menschen, in hohem Maße beeinflussen und Angst und Schrecken verbreiten.
Kein Wunder dass die Angst bis zu uns reicht.   Kein Wunder, dass viele sich lieber hinter verschlossenen Türen und Mauern verschanzen wollen, statt mit hilfesuchenden Flüchtlingen, diesen seltsamen, andersartigen Menschen in Kontakt zu treten, die ja genau aus diesen Gegenden, wie die Todesmilizen kommen. Und doch sind sie die Opfer!
Sie sind unterwegs, wie damals Maria und Josef. Sie klopfen an unsere Türe. Lassen wir sie ein? Lassen wir sie ein in unsere Mitte? In unser Leben?
Oder schicken wir sie zurück in ihr Elend?
Wie begegnen wir der Islamisierung des Abendlandes?
Mit Hassparolen gegen alles Andersartige?
Oder mit christlicher Nächstenliebe?
Die jesusgemäße Antwort wird jede und jeder von uns mit seinem Umgang mit fremden und manchmal auch befremdlich wirkenden Mitmenschen geben.
Unser Umgang mit den menschlichen Herausforderungen, die unser Zeitalter so mit sich bringt, wird uns zeigen wo und wie wir Christus erkennen können.
So dass auch wir mit Simeon jubeln können: meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

AMEN